Wie alles begann

Mein erster Kontakt mit motorisierten Zweirädern endete schmerzhaft. Mit verbrannten Pfoten war der Schwarm aller Kindergärtnerinnen mit seinen bis heute erhaltenen Patschefingern an einen heißen Motorradauspuff geraten. Aua Papa, aber drauf sitzen will ich trotzdem.

Mein erster Kontakt mit der Skorpion endete nicht ebensowenig schmerzhaft. Als siebzehnjähriger Prima5-Pilot geschah es 1996 am Rande des Veteranenrennens auf dem Schottenring. In mitten tausender Motorräder, weiß der Teufel warum, stand sie. Gelb, glänzend und mit einem Hauch des Besonderen umgeben, hielt dieses Vehiculum meine Blicke gefangen. Geschmeidig scharfe Linien, schmal, integer, vermittelnd. Klar kannte ich die Marke MZ, aber so wie es wahrscheinlich den meisten geht, nur von stinkenden Zweitaktern, die kurz nach der Wende den Dunst aus Perestroika und Sibirienöl auf unsere oberhessische Straßen trugen. Doch irgendwie war dieses Motorrad anders, ganz anders. Nein, ich bin nicht voller Traumtänzerei in ein umherfahrendes Motorrad gelaufen, was aber auch eine nette Geschichte geworden wäre. Ganz sicher. Zwei Dinge schmerzten jedoch ach in meiner Brust. Ich war jung und brauchte das Geld.

So geschah es, dass ich 1997 meinen Mopedlappen machte, wenn auch gegen innerfamiliären Widerstand. Da würde man zunächst achtzehn Jahre sorgsam umhegt und dann gebe man sein Leben freiwillig dafür her, die Arbeitsmarktsituation des kränkelnden Rettungswesens zu sichern. Nönö, so nich. Schließlich fuhren Uropa Gotthardt und Opa Wilhelm schon Motorrad. Irgendwann war es soweit, dass sogar Mama sich erinnerte, einst auf Uropas NSU oder Triumph schwarz gefahren zu sein und es sich nicht vermeiden ließ, einen gewissen Spaß aus ihren Erzählungen heraus zu erkennen. Also raus aus des Fahrlehrers 306 und rauf auf die GS500. Auch bei Minusgraden mit kurzen Unterhosen und Jeans während einer zweistündigen Nachtfahrt durch das nicht gerade mit Blasenentleerungsbüschen gespickte Gießen. Von Alleinfahrten über die Autobahn mit 60km/h nach ampelgestopptem Fahrschulauto ganz zu schweigen. In der ersten Fahrstunde schon während der Grundübungen darauf hingewiesen, dass ich mich nicht im Zirkus befände, wurde ich am Schottenring von einem heißer-erregten Peter im linken Ohr zum Langsamfahren animiert. Früh übt sich. Trotzdem, dickes Danke Peter. Hab Dich manchmal immer noch im Ohr.

Nach bestandenem Führerschein mußte erstmal ein Auto her. Also volle Sommerferien Ferienjob, um was für ein Moped zu verdingen. Man möge mir eine masochistische Ader nachsagen, sicher ist aber, ich habe sie nur einmal ausgelebt. Kekse backen im Hochsommer, mit bakteriellem Vollschutz vor einem Keksofen Teig schaufeln. 5 Liter Wasser auf 8 Stunden, selbst Kamelnieren werden bei sowas weißer als weiß. Zur gleichen Zeit machte auch meine Schwester ihren Führerschein und kollaborierte mit Papa am Einser. Irgendwie wollte er ja auch schon immer. Während sich Schwesterherz immer Freunde mit Mopeds klarmachte, legten Vattern und ich zusammen für eine Yamaha FZ600, Bj.86, 13.000km, 4.200DM, damals. Nicht schön, aber als Kanadaimport selten und nicht drosselbar. Also ein Jahr mit 68-72PS gefahren, so genau war das nicht auszumachen. Schnell war das Ding, aber tattrig wie Reich-Ranicki. Wieder gejobbt. Während der Abizeit bin ich dann auch so alles probegefahren, was an unserer Schule mit 34PS zu bekommen war. Testsieger: XR650. Einzylinder eben. Als Hausbote im Uniklinikum Gießen nach dem Abi98 in Grünberg. Ah, der neue Zivi. Nö, geh in sechs Wochen zum Bund.

Bundeswehrzeit bei der PzPiKp150 in Westerburg. Zeit der seelischen Läuterung und kulinarischen Askese. Unterm Strich trotzdem eine Riesengaudi. Auch Zeit des Testberichtsammelns, des Einlesens in die Motorradwelt und des Heranreifen eines Traumes. Wieder Veteranenrennen, 1999. Grünmetallic. Scharf. Sparen, Studium klarmachen und einen Job suchen, wieder Sparen. Milleniumsostersamstag: Bubbubbumm!!! Beim Anfahren jedesmal gnadenlos abgewürgt. Dem netten Herrn aus Herford war sichtlich nicht Einerlei beim Betrachten des Greenhorns.Gefahren, gefesselt, Erspartes geopfert, 300km heimgebrannt. Weh tat nichts, nur das Absteigen und das aus-der-Scheune-gehen-Müssen. Herrje, schon mal die Verkleidungsscheibe bei 3000 Touren 2cm am Oszillieren gesehen? So muß das sein. So muß das auch gewesen sein. Mit Nortons Manx, annodunnemals. Vergötterte Donnerdiva. Die Fußraste linkerhand und der Auspuff setzten troztdem auf, was mich dazu veranlasste, eine längere Schaltstange zu besorgen und die Fußrasten höher und nach hinten zu platzieren. Was serienmäßig geht, wohlgemerkt.

Der erste Griff in die Eisen bei der Probefahrt hatte es bereits zu Tage gebracht. Da geht was. Meine Herren, was für eine Bremsleistung, der mit ordentlichen Belägen auch noch die höheren Weihen der Dosierbarkeit beizubringen waren. Lucas-Sintermetall für alle Fälle; Papas Tip. Ich setze auf Carbon Lorraine SBK-3, was soviel heißt, wie dreimal warmbremsen, dann klappts auch auf dem Vorderrad. Beläge der Brembo-Serie-Oro-Zangen passen, wie etwa von einer Monsterduc. Hinten Brembo Sport, ist aber noch nicht der Weisheit letzter Schluß.

An Vorarbeit hatte der freundliche Herr aus Herford den Ansaugschnorchel und die Benzinpumpe entfernt, was etwa ein Kilo bringt. Die geflutete Originalzündbox hatte er durch eine von Silent Hektik ersetzt, welche jedoch die gleichen Leistungen vollbringt wie die originale. War wohl einfach billiger. Irgendwo hinter Laubach gab der Kupplungszug auf. Originalersatz um die 20Euro. Heute.

Papa hatte die Yamaha irgendwann zum Grabenpflügen genommen. Da er sowieso in Kurven kein Land sah und nur auf den Geraden vorbeiföhnte, konnte ich ihn doch von der Sachsen-Duc überzeugen. Irgendwo zwischen Mainz und Speyer wurden wir fündig. Hallali, endlich sah ich, wie schön sie in Fahrt war.Und wie der erwürdige 3er Golf-TD erzitterte, als Papa auf der Bahn überholte. Gott hab ihn seelig, Mama war schuld. Nicht wegen Papa, wegen dem Golf, dem der Aldi den Zahnriemen raubte. Pax vobiscum. Gerhards kleinstes Wölfchen geholt, Jahreswagen, schwarz, gut, langsam. Aber gut.

Es folgte ein langer harter Winter des fünfmonatigen Stillstands. Emmi bekam ne neue Batterie. Im Herbst Sören aus Wetzlar an der Uni getroffen. Besser gesagt sein Motorrad. Also Zettel drangehängt, das kann um 20.00Uhr nur der Hausmeister sein. Ein netter Kommilidingsbums aus dem Land Der Könige war es aber. Eigentlich ein Sachse und ein wahrer Kumpeltyp. Aber da solls ja auch Könige gegeben haben. Mit seiner schwarzen Sport waren wir nun drei. Drei auf dem Feldberg, im Vogelsberg, im Hinterland, am Sachsenring. Mehr zur Fahrt zum GP2001 und dem Besuch bei MZ auf www.motorradna.com. Spirit of MZ. Wie Harald, Benjamin und Cristian zu uns gestoßen sind, können sie ja selber erzählen.

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Weitere Umbauten:

Solohöcker gebraucht aus den USA besorgt, Story erzähl ich auch noch mal. Thank's Gabe.

Heck höher gelegt mit Werksumlenkhebeln. Danke! (er weiß schon wer er ist;-))

Gabel um 15mm durchgeschoben.

Lenkerstummel unter die Gabelbrücke geklemmt. Vorsicht Daumenfleischschwund.

Gabelprotektoren von Polo, nein , nicht vom Polo.

Hauptständer entfernt.

Mez1 in Normalmischung. Freigabe bei www.metzeler.de. Racing ist klar überlegen, Normalo hält die Hälfte länger. Aber auch nur 4000km hinten und 6000km vorne.

BSM-Vampire Carbon. Ohne Worte. Könntet mich eh nicht hören. Danke Harald.

Vergaser, ähem, "optimiert";-) Wie's geht? Steht auch wo.

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